Im November 2021 haben wir, Anne, Doreen und Manuel einen kleinen Traum verwirklicht. 


Wir wollten Orcas und Nordlichter sehen. Dafür sind wir über Tromsø nach Sorkjøsen geflogen mitten im Winter und wo ab dem 24.November am Polarkreis die Sonne nicht mehr aufgeht. 


Nur in den ersten drei Novemberwochen kann man wegen der Lichtverhältnisse die Orcas - wenn sie denn da sind - überhaupt sehen. Denn sie folgen dem Hering und sind wenn, dann erst ab November vor Ort in den Fjorden an der Spitze von Norwegen. Sechs Jahre lang 2006 bis 2012 war die Route der Heringe wohl anders. Daher war unsere erste Frage an dem Miniflughafen zum Reiseleiter - sind die Orcas da??? 


JA! So hatten wir das erste Glück auf unserer Seite und wir sind aufgeregt zur Insel Uløya gereist - unserem Basislager. Unsere Vorfreude war schon am Anschlag. Sehen wir sie auch?

Ausgerüstet mit Überlebensanzügen, die wie Bojen im Wasser aufgehen würden, sind wir insgesamt an fünf Tagen aufs Wasser gefahren. Von 8:30 bis spätestens 13 Uhr bis es wieder dunkel wurde. 

      

Wir haben uns viele Sorgen gemacht, wie wir bei der Kälte auf dem Schaukelboot aushalten, ohne mal müssen zu müssen. Das geht nur, wenn man nichts trinkt und nur ein trockenes Brötchen früh isst, damit der Magen bei den Wellen auch mitmacht.  


Zirka eine Stunde brauchten wir (30km), um zu dem Ort zu fahren, wo sich Orcas tummeln sollten. 


Die Anfahrt war kalt, das Boot schepperte oft über die Wellen und einmal hatten wir schon fast Todesangst, als im beschaulichen Fjord die Wellen 2 Meter hoch schlugen. Wir hatten nur noch Angst, das Boot würde kippen.... Aber dank dem Skipper haben wir überlebt :)


Wir haben Orcas gesehen! Jeden Tag! Und jeder Tag war anders schön. Am ersten Tag waren sie noch recht weit entfernt. Dann haben sie uns das Spy-Hobbing aufgeführt, um wohl andere Orcas zu informieren und zu schauen, wo der Heringsball geformt wird. Ein imposantes Spektakel. 


Und die Orcas hatten nur wenige Tage alte Babies dabei. Eine Gruppe von ungefähr fünf Weibchen schwammen zusammen mit ihren Babies, die kurz nach Mama für eine Sekunde nach Luft geschnappt haben. Die großen Männchen schwammen immer 50 Meter hinter ihnen. 


Die Orcas sind matriarchalisch geführte, sehr soziale Mehrfamilien. 


Ein kleines Highlight war, eine Orca-Schwanzflosse fotografisch einzufangen, denn die sieht man nur, wenn sie Heringe in ihrer Nähe mit einem festen Schlag betäuben. 

    

Der Schluss war der wohl faszinierendste Moment überhaupt. Eine Gruppe Orcas hat sich unser Boot ausgesucht, das ohne Motorgeräusche leise auf dem Fjord stand. Sie kamen direkt auf uns zu und sind entspannt eine Runde um unser Boot geschwommen. Mit den Babies! Wir hätten sie anfassen können. Auf unserem Boot war Totenstille und eine große Dankbarkeit für dieses Glück. 

Und zum Heringsfressfest waren auch die Buckelwale anwesend. Die haben sich gerne an den Orca-Heringsbällen bedient. Deshalb rufen die Orcas auch nicht nach Ihren Freunden, sondern performen lieber das Spy-Hobbing. Half nichts. Am Ende haben sich zwei Buckelwale die Heringsbälle geschnappt. 


Buckelwale kommen immer nur so alle fünf Minuten hoch zum Atmen, stoßen drei bis fünfmal aus, und tauchen dann senkrecht unter, wobei sie die Schwanzflosse imposant nach oben strecken.


Auf Anfrage bei den Experten sagte uns jeder, dass Buckelwale hier oben nicht springen, was sie wohl zum Spaß oder zur Reinigung von Parasiten machen. Doch einmal, direkt ein paar Meter vor unserem Boot, sprang ein Koloss aus dem Wasser und klatschte mit halber Schraube fast waagerecht ins Wasser. Was auf Fotos immer so statisch langsam scheint, passiert in dem Moment genau zwei Sekunden lang. Leider konnten wir nur noch die Wasserfontäne erwischen und tragen den Sprung für immer in unseren Herzen.

Neben den Walen und Orcas haben wir auch den größten Raubvogel Norwegens, den Steinadler, öfters beobachten können.


Sie beteiligten sich natürlich auch am großen Heringsballfressen und tauchen in den Ball von oben. Sie begrüßten uns jeden Morgen am Fjordrand von ihren Nestern aus.


Jede Nacht war es .... bewölkt. Dank unserer Aurora-App wussten wir zum Glück, wenn sich mal für ein paar Minuten eine kleine Lücke am Himmel auftut. Und ja - manchmal war das auch um vier Uhr in der Nacht.

 

So haben wir auch die ersehnten Nordlichter am Himmel tanzen sehen. Auch wenn sie mit bloßem Auge nur selten sichtbar waren.


Leider ergab unsere extra Nordlicht-Bustour am Ende der Reise zurück in Tromsø keine neuen Eindrücke. Aber man muss auch mal Pech haben auf der Reise. Sonst denken wir ja, wir wären in einem Film gelandet. 

Besonderer Dank gilt unserem erfahrenen Skipper Manuel aus Picco (einer Insel mitten im Atlantik). Er hat sich immer erfahren und respektvoll den Tieren genähert und uns somit die schönsten Momente überhaupt erst ermöglicht.


Dank seines Wissens sind die Wale und Orcas meist auf uns zugekommen, statt zu flüchten. Auch dank des meist abgestellten Motors. Leider waren nicht alle Boote vor Ort so rücksichtsvoll.


Wie wir von den Reiseleitern erfahren haben, sind die Orcas einen Tag nach unserer Abreise aus dem Fjord verschwunden, obwohl sich die Heringe dort noch weiter tummeln. Das zeigt unser nochmaliges Glück unserer Expedition an den Polarkreis. Zur richtigen Zeit am richtigen Ort.


...und dann wurde es Nacht in Tromsø und die Sonne ist nicht mehr aufgegangen...


PS: Wir hatten auch sonst sehr viel Spaß bei unserer Reise - hier noch ein paar Eindrücke.